Menschen im hohen Alter brauchen einen Abstellraum. Ein Heim zur Entsorgung der Altersnöte braucht es in jedem Dorf. Im Alter haben manche keine Begabung mehr zum Leben. Die Augen werden trüb und der Verstand erlischt auf der Lebensdurststrecke. Im Altersheim ist die Stille unheimlich. Kein Laut erschallt mehr aus den Mündern. Krankenschwestern trocknen müde Glieder weich. Im Alter ist das Leben nur mehr ein mühsamer Anblick. Die Schwester Oberin sorgt dafür, daß die alten Leute nicht den Dienstplan überschreiten. Der Heimkoch siedet weiche Speisen für zahnlose Menschen. Das Altenpersonal bezieht rund um die Uhr ihre Dienststeilung. Die Langeweile hängt lang und breit in den Krankenbetten. Manchmal steht der Tod vorzeitig an der Schwelle.
Georg Paulmichl
Veröffentlichungen:
1994, Ins Leben gestemmt, Haymonverlag
2003, Ins Leben gestemmt, Haymonverlag
2008, Der Georg, Haymonverlag
2011, In nessun luogo / Nirgendwo, Folio-Verlag
2013, Georg Paulmichl Online Archiv (mit freundlicher Genehmigung: Haymonverlag, Innsbruck, 2012)
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