Georg Paulmichl

Paulmichl Otto, Prad am Stj., St. Antonweg 43, Südtirol

An die
Direktion der allg. Landessonderschule “Jupident”
Schlins – Vorarlberg

Betrifft: Kind Paulmichl Georg

Sehr geehrte Schwester Oberin!

In der kommenden Zeit habe ich die Absicht mit meinem Kind Georg noch einmal nach Schlins zu fahren und bitte, wieder bei Ihnen vorsprechen zu dürfen!

Beim letzen Besuch im vergangenen Herbst hat sich Georg so überaus sonderbar benommen und erst nachher haben wir festgestellt, dass er vor Klosterfrauen eine so grosse Angst hat. Auch den Grund dafür konnten wir leicht finden: Er war nämlich in der Kinderklinik in München von Schwestern betreut worden und hatte dort zun Teil schmerzhafte Untersuchungen mitmachen müssen. Daher hat er befürchtet, dass sich in Ihrem Heim das gleiche wiederholen könnte. Ich hoffe nun aber, dass es beim zweiten Besuch besser gehen wird.

Diesem Schreiben lege ich eine Abschrift der ärztlichen und psychologischen Befunde bei, damit Sie sich ein einigermassen genaues Bild über Georg machen können. Dass die in den drei Befunden erwähnten Tests besonders in Bezug auf den IQ so verschieden ausgefallen sind, ist wohl so zu erklären:

Der erste Test in München ist unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen vorgenomnen worden. Georg war verschreckt, noch beeindruckt von den Untersuchungen. Der zweite Test an der psycho-pädagogischen Beratungsstelle in Bozen fiel etwas besser aus. Georg war auch dort irgendwie misstrauisch und sehr zurückhaltend. Der letzte Test wurde hier in Prad in unserer Wohnung durch geführt und fiel am besten aus.

Bis zum Besuche in Ihrem Heim übermitteln wir recht schöne Grüsse

Prad, am 16.4.1967