Prad ist mein Heimatdorf. In Prad sind viele Kirchen. In Prad ist nur ein Pfarrer. In Prad sind viele Fremde. Die Fremden grüßen immer freundlich. Sie müssen acht geben wegen der Tollwut. Es gibt viele Schaufenster in Prad. Die Leute können sich Socken und Strümpfe kaufen. Es ist ein Einkaufsdorf. In Prad haben sie manchmal Stadel angezündet. Manchmal heulen die Sirenen die ganze Nacht. Die Hunde jaulen, weil sie den Rauch riechen. Die Fremden wohnen in reichen Hotels. Sie haben deutsche Schilling und schweizer Fränkli. Selig die Reichen denn sie kommen in das Verderbniß. In Prad ist jeden Samstag und Sonntag Zeltfest. Sie machen für die Fremden, Feuerwehr und Schützen, Bauernjugend, für die Besoffenen und für andere Christen ein Fest. Die Leute im Dorf sollen lieber an Gott glauben, als nur Saufen. Frau Melissengeist hilft den Besoffenen den Verstand zu lindern. Auch Weihwasser hilft gegen Säufer. In Prad sind Tennisplätze für die Bürger von Prad. Die Lehrer sind zu streng mit den Schülern. Die Lehrer haben im Kopf drinnen einen wahren Verstand. In Prad gibt es gescheite Tiere. Dachse, Marder, Rehe, Füchse, gescheite Ameisen und Schlangen. Nachts schlafen die Prader Bürger in seliger Ruhe. Die Säufer gehen erst um 12 Uhr schlafen. Sie machen immer Krawall auf der Straße und die Kinder fürchten sich. Jesus hat gesagt, die Kinder sollen zu mir kommen, denn hier ist das Himmelreich. In Prad ist der Spielplatz das Himmelreich für die Kinder. Die Erwachsenen sind alle doofe Leute.
Georg Paulmichl
Das Lesebuch vom Georg
Leseproben Fax Papier 06, Sammlung Fam. Paulmichl
Veröffentlichungen:
1984, LOS Nr. 7, Sondernummer “Verkürzte Landschaft”
2013, Georg Paulmichl Online Archiv
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